Grundeinstellung eines Compoundbogen: die Pfeilauflage

Tips und Tricks vom Profi

Axel Roth,Leiter des Bogensportzentrum Hochrhein,Roth Bogensport,DSB B-Trainer Bogen und Elite Archery Pro Staff

Teil 1 , die Pfeilauflage

Über die Grundeinstellung eines Compoundbogen wurde schon viel geschrieben. Als ich die Idee auf den Tisch bekam, ein wenig aus der Praxis zu plaudern, war mein erster Gedanke: „Darüber ist doch schon alles gesagt„.
Wenn man täglich mit den selben Dingen zu tun hat, begeht man aber oft den Fehler dieses Basiswissen auch bei allen anderen vorauszusetzen. Doch wenn man einmal wieder in “ fremden“ Turniergruppen schießt, stellt man fest,  dass selbst bei guten Schützen oft ein wenig Basiswissen fehlt und sie vielleicht mit ein paar kleinen Veränderungen an Ihrem Bogen noch mehr Freude an Ihrem Schießen haben könnten.
Wir, vom Team Roth Bogensport, hoffen, euch ein paar neue Ideen, auf den Weg zum Erfolg, mitgeben zu können .

Grundvoraussetzung für eine saubere Grundeinstellung ist, dass der Bogen den Ihr einstellen wollt zu euch passt, das heisst, dass die Auszugslänge und das Zuggewicht auf euch und auf euren Leistungsstand sauber abgestimmt sind.

Die Pfeilauflage

Pfeilauflagen gibt es sehr viele auf dem Zubehörmarkt. Auflagen die nach unten nachgeben mit festen Fingern, Pfeilauflagen die komplett nach unten fallen, Pfeilauflagen mit Federblechen die feststehen und nur die Bleche die eigentliche “ Arbeit “ tun. Ich sehe in der Praxis viele Schützen die eine Pfeilauflage benutzen , die ungeeignet für ihre Disziplin ist. Was für die Autoindustrie die Formel 1 ist, was die Weiterentwicklung der Technik betrifft, ist für den Compoundbogen die Bogenjagd in Amerika.

Eine Pfeilauflage wie sie die Bogenjäger schiessen, hat andere Prioritäten in der Technik als eine Pfeilauflage für den Fitaplatz. Sie soll es dem Bogenjäger ermöglichen z.B. den Pfeil bereits aufgenockt durch den Wald zu tragen um sofort zum Schuss bereit zu sein.
Die absolut genaue Gruppierung und das Feintuning spielen dabei keine so grosse Rolle.

Für den „normalen“ Gebrauch empfehle ich daher eine feststehende Pfeilauflage, z.B. eine der Marke „Trophy Taker“ mit dem zum Pfeilgewicht und Pfeildurchmesser passenden „Launcher“, dem Federblech.

Wer sich etwas Gutes tun will und eine Pfeilauflage fürs Leben kaufen möchte, sollte sich jedoch für eine Pfeilauflage der Firma “ Beiter “ entscheiden. Dieses perfekte High End Produkt ermöglicht ein Feintuning und eine Genauigkeit der Einstellungen wie keine Andere. Inbegriffen im Preis sind mehrere Launcher,erhältlich in den Stärken 020/025/030 und 035 die je nach Pfeilgewicht eingesetzt werden.
Je nach Pfeildicke werden Launcher der Grössen 4, 5 und 6 angeboten . Diese Angaben bedeuten den Abstand in mm zwischen den Launcherspitzen.
Beiter Federbleche passen übrigens auch in Pfeilauflagen anderer Hersteller,sind etwas günstiger und bieten eine grössere Auswahl an verschiedenen Modellen. Wir sehen immer noch silber farbige Beiter Federbleche. Vorsicht, diese sind nicht gehärtet und neigen dazu während einem Wettkampf zu brechen. Daher werden sie von der Firma Beiter längst nicht mehr produziert, aber von einigen Händlern immer noch verkauft.
Die richtigen sind bräunlich eingefärbt durch den Vorgang des Härtens.
Verschiedene Winkelblöcke in 30° und 35° sind ebenfalls im Lieferumfang enthalten,
um den Launcher in verschiedene Neigungen zu montieren.

Einige von euch haben sicher schon einmal den Begriff “ Overdraw“ gehört.
Beim “ Overdraw“ handelt es sich um den Abstand von Mitte Buttonbohrung bis zu den Spitzen der Pfeilauflae , die Auflage des Pleil.
Man setzt die Pfeilauflage weiter nach hinten um die Führung des Pfeils direkt über dem
Drehpunkt des Handgelenks zu haben. Damit will man den “ Lucky Point “ erreichen, an dem ein Verdrehen des Handgelenks die kleinste mögliche Änderung des Pfeilfluges mit sich bringt.
Um dies zu reglementieren hat die WA, ehemals FITA, den Abstand , Overdraw, gegrenzt auf 6 cm zwischen Buttonbohrung und Federblechspitzen.
Um den passenden Overdraw bei allen Bogenmodellen, auch für z.B. für die Modelle von Hoyt zu ermöglichen hat die Fa. Beiter einen “ Conversions Kit “ herausgebracht der einen 20° Winkelblock und ein 15 mm längeren Launcher beinhaltet.

Aber vorsicht ….um einen grossen Overdraw schiessen zu können, braucht man eine sehr “ starke Bogenhand „. Bei vielen Schützen die das ausprobiert haben ist eine “ normale „ Einstellung der Pfeilauflage die bessere Lösung.
Normal soll heissen , dass sie direkt über dem tiefsten Punkt des Griffstücks montiert wird. Ich persönlich bevorzuge etwa 1 “ Overdraw.

OK, nun haben wir uns für eine Pfeilauflage entschieden und beginnen damit sie zu montieren.

Die Pfeilauflage wird zuerst mit den dazugehörenden Schrauben am Bogen montiert und mit einer Madenschraube gesichert um ein späteres Verrutschen , doppelt gesichert,
zu verhindern.

Die richtige Lage der Pfeilauflage ist im rechten Winkel zur Sehne. Hierzu spanne ich den Bogen in eine Vorrichtung an meinem Arbeitstisch. Auch hier bietet die Fa. Beiter ein sehr gutes Tool, den Bogenhalter mit Rippenkupplung, an,
Diese Halterung ist sehr stabil und lässt sich sehr einfach am Arbeitstisch montieren und verstellen.

Um zu kontrollieren ob die Sehne senkrecht steht, lege ich eine handelsübliche Wasserwaage an und stelle den Bogen “ ins Wasser „. Im rechten Winkel, d.h. 90°, zu meinem Bogen wird nun die Pfeilauflage montiert.
Technikfreaks wie ich benutzen zum Erzeugen des rechten Winkels einen “ Kreuzlaser“, den ihr in jedem Baumarkt ab ca. 90,- € bekommt.

Die Pfeilauflage soll den Pfeil in der Höhe des “ Buttonloch“ halten.
Stellt dies so ein, wie der Pfeil im ausgezogenen Zustand des Bogens auf dem Launcher liegt, damit die Hebelkräfte des Pfeiles den Launcher
nicht nach unten drücken. Man kann den Pfeil auch ohne Spitze einnocken. Ohne Spitzengewicht wird das Federblech nicht heruntergedrückt.

Die Höheneinstellung ist bei manchen Auflagen einfach durch Drehen der Rändelschraube zu bewerkstelligen. Doch aufgepasst; durch das festziehen der Halteschrauben kann sich dies wieder verstellen.
Auch hier bietet die Beiter Pfeilauflage den Vorteil, dass sie sich mit dem beigelegten Werkzeug im 1/100 mm Bereich verstellen lässt und anschliessend durch ihre Bauart nicht mehr fixiert werden muss.

Nun kommen wir zum Abstand der Pfeilauflage zum Bogenfenster. Dieser Abstand ist sehr wichtig , denn er ist die Grundeinstellung des “ Centershot „. Centershot bedeutet, dass in der Grundeinstellung die Sehne, die Pfeilauflage und der Pin im Visier eine Linie bilden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten dieses Mass einzustellen. Bei manchen wenigen Bogenherstellern, z.B. Elite Archery, wird dieses Mass bekanngegeben. In den Tune Charts auf der Homepage von Elitearchery.com kann es bei den verschiedenen Modellen nachgelesen werden.

Eine zweite Möglichkeit die früher oft benutzt wurde war der sogenannte Compoundchecker, ein um 90° gebogener Metalldraht mit dem man den seitlichen Versatz der Sehne zum Bogenfenster nach vorne zur Pfeilauflage projezieren konnte.

Ein modernes Tool, das sogenannte “ EZE-eye “ kommt aus Amerika und wird bei den Bohrungen des Visier am Bogenfenster angeschraubt, arbeitet mit einem Laser und ist sehr gut zu bedienen.
Sollte das durch den EZE-eye erzielte Mass nicht mit dem der Herstellerangaben übereinstimmen, nehmt die des Herstellers. wenn er sie angibt stimmen sie !
Wenn man bei aufgelegtem Pfeil über den Stabi schaut und die Linie zwischen Pfeil und Stabilisation ist nicht parallel, macht euch keine Gedanken, es stimmt trotzdem.

Wenn die Pfeilauflage montiert und sauber ausgerichtet ist setzen wir den Nockpunkt. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Klemmnockpunkte sind etwas für eilige Bogenhändler. Geht schnell , stimmt ungefähr ,klemmt 100% tig den Nock auf der Sehne ein, und überhaupt………..geht gar nicht !

Richtige Nockpunkte werden mit einem speziellen Garn gewickelt und zwar nicht mit einer Zahnseide, Mittelwicklungsgarn oder Endwicklungsgarn, was man so alles sieht,
sondern mit einem Nockpunktgarn.
Die Fa. BCY hat in diesem Bereich sehr gute Produkte. Der Vorteil von diesem Garn ist, dass es sehr rauh ist und sich beim Wickeln und Knoten ineinander verzahnt und daher der Nockpunkt dort bleibt, wo er sein soll.

Es gibt verschiedene Meinungen ob man mit einem oder zwei Nockpunkten arbeiten soll. ich persönlich bevorzuge zwei, Einer unter und einer über der Nocke. Den unteren
mache ich in der Regel doppelt so lang wie den oberen damit das D-Loop genau in der Mitte hinter der Nocke zieht. Probiert es aus !

Aber wo kommt der Nockpunkt an meine Sehne ?
In der Grundeinstellung bevorzuge ich zu Anfang 0 mm Überhöhung. Um die 90° zur Sehne herzustellen kann man einen Checker verwenden, oder kleine Wasserwaagen die an den Pfeil geklemmt werden.
Ich verwende am liebsten den Kreuzlaser, der mir am genauesten erscheint.

Die Ergebnisse die zum Teil von anderen “ Spezialisten „auf meinem Arbeitsplatz landen um sie zu verbessern, sind oft unbeschreiblich.
Kommt das daher, dass man einen ungenauen Checker für € 5,- aus dem Internet verwendet hat, oder ob der Händler gedacht hat, dass die ( Un )Genauigkeit für das Können des Schützen ausreicht ? Denkt mal darüber nach….

Nun fehlt nur noch das D-Loop. Auch hier gibt es verschiedene Garne und Schnüre die allesamt gut geeignet sind. Sie müssen stabil, nicht zu hart, nicht unnötig schwer und gut flammbar sein.
Ich persönlich verwende sehr dünne Loopschnur die sich sehr gut zusammenzieht und sehr enge Knoten macht.

Jeder Schütze sollte immer Loopmaterial und ein Feuerzeug bei sich führen und in der Lage sein ein Loop selbst zu binden und zu montieren. Auch eine Loopzange sollte in keinem Ersatzteilkoffer fehlen.
Es ist immer Schade wenn Schützen einen Wettkampf abbrechen müssen weil das Loop gerissen ist und keiner in der Gruppe in der Lage ist eines zu binden.

Wir sind am Ende des ersten Beitrags zur Grundeinstellung des Compoundbogens angelangt. In der nächsten Ausgabe machen wir weiter mit der Auswahl, der Montage und der Einstellung des Visier und des Scope.

Ich hoffe ich konnte euch ein paar Anregungen geben euren Bogen einzustellen, denn denkt daran : Wir machen am Turnier noch genügend eigene Fehler, die Fehler am Material sind vermeidbar!

Solltet Ihr Fragen oder Anregungen zu diesem Bericht haben, könnt ihr gerne hier einen Kommentar im Blog posten.

Have fun and enjoy your shooting,

Axel Roth

  1. Sehr schön geschrieben und gut vermittelbar!

    • Das freut mich wenn es dir gefällt, Ich hoffe du konntest es nutzen. Viel Spass beim Training

  2. Hallo,
    kann der Blankschafttest/Papiertest auch beim Compoundbogen genutzt werden?
    Wenn ja: Der Blankschaft steckt bei mir auf gleicher Höhe, jedoch ( bei 30m) ca. 30cm rechts. Was sagt das aus?
    Mit sportlichen Grüßen
    R. Hbg

    • Einen unbefiederten Pfeil auf 30 Meter zu schiessen ist nicht so einfach. Den Rohschaft Test macht man auch für Aussenpfeile auf 18 Meter.
      Man beurteilt ob der Blanke in die Gruppe der Befiederten fliegt oder nicht. Ich denke du meinst den Bergertest. Der Bergertest ist eher
      für Recurve. Beim Compound musstest du zu große Differenzen der Entfernungen schiessen, das macht dann keinen Sinn mehr.
      Viel Spaß beim Training, und sorry daß du so lange auf die Antwort warten musstest.

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