Compoundbogen Tuning: der optimale Pfeil

Compoundbogen Tuning, Teil 3

Um einen Wettkampf erfolgreich zu bestreiten gibt es sehr viele Komponenten die an diesem Tag zusammenpassen müssen. Ein Teil davon ist das Setup meines Materials.
Ein ganz wichtiger Teil meines Materials sind natürlich die richtigen Pfeile, passend zu meinem Bogen und zu der jeweiligen Turnierdisziplin.
Welche Pfeile verwende ich zu welcher Disziplin und wo liegen die Unterschiede?

Um diese Entscheidung zu treffen muss ich folgende Unterscheidungen treffen:

Indoor:

  • Kein Wind
  • kurze Distanzen bis maximal 35 Yards
  • bekannte Entfernungen

Outdoor, IFAA Feld und Jagd, WA 2×50 m, WA 70 m, Grosse Fita bis 90 m:

  • Bekannte Entfernungen
  • weite Entfernungen
  • verschiedene Entfernungen in der Feld und Jagd von 6,3m bis 73,4 m
  • Wind
  • Regen / Schnee

3D Meisterschaften WA:

  • Unbekannte Entfernung
  • Wind
  • Regen/Schnee
  • Entfernungen bis max. 45m
  • Keine Geschwindigkeitsbegrenzung
  • Maximal 60 lbs Zuggewicht
  • Kleinere Kills (Wertungszonen)

3D Meisterschaften IFAA

  • Unbekannte Entferung
  • Wind
  • Regen/Schnee
  • Entfernungen bis 60 Yards (ca.54m)
  • Geschwindigkeitsbegrenzung 300fps ( feet per Second )
  • Zuggewicht nicht begrenzt
  • Grössere Kills (Wertungszonen)

3D Meisterschaften in USA nach IBO

  • Bekannte/unbekannte Entfernungen
  • Wind
  • Regen/Schnee
  • Entfernungen bis 45m
  • Keine Begrenzung der Geschwindigkeit
  • Mindestgewicht der Pfeile ( 5 grain pro Pfund Zuggewicht, Bsp. 70lbs ergibt ein Mindestpfeilgewicht von 350 grain )

Ihr seht also dass es deutliche Unterschiede gibt, was den Anpruch an unsere Pfeile betrifft.
Welche Vor,-oder Nachteile bringt mir nun welcher Pfeil ?

Pfeilmaterial Aluminium oder Aliminium/Carbon

  • Produktionsbedingt höhere Genauigkeit des Schaftes
  • Grosse Gefahr der Verformung durch hartes Scheibenmaterial oder unsachgemässes Ziehen aus der Scheibe

Pfeilmaterial Carbon:

  • Produktionsbedingt teilweise kleinere Genauigkeit des Schaftes
  • Weniger Gefahr der Verformung durch hartes Scheibenmaterial oder unsachgemässes Ziehen aus der Scheibe

Pfeildurchmesser gross:

  • Grössere Chance auf Gewinn einer höheren Wertungszone
  • Höheres Pfeilgewicht
  • Pfeilflug anfälliger bei Wind und Wetter

Pfeildurchmesser klein:

  • Kleinere Chance auf Gewinn einer höheren Wertungszone
  • Eventuell kleineres Pfeilgewicht
  • Pfeilflug weniger anfällig bei Wind und Wetter

Spitzengewicht gross:

  • Pfeil „zieht“
  • Pfeilflug weniger anfällig bei Wind und Wetter
  • Pfeilgewicht höher
  • Weniger Geschwindigkeit
  • Verwendung von kleinen Federn zur Flugstabilisation möglich

Spitzengewicht klein:

  • Pfeil kann „wedeln“
  • Pfeilflug anfälliger bei Wind und Wetter
  • Pfeilgewicht kleiner
  • Mehr Geschwindigkeit
  • Verwendung von grösseren Federn zur Flugstabilisation notwendig

Grössere Federn:

  • Bessere Stabilisation des Pfeils
  • Schnellere Stabilisation des Pfeils
  • Höheres Pfeilgewicht
  • Anfälliger bei Wind und Wetter
  • Geschwindigkeit kleiner

Kleinere Federn:

  • Weniger Stabilisation des Pfeils
  • Langsamere Stabilisation des Pfeils
  • Kleineres Pfeilgewicht
  • Weniger anfällig bei Wind und Wetter
  • Geschwindigkeit grösser

Nun , da wir alle Vor,- und Nachteile der verschiedenen Komponenten unseres Pfeiles kennen sollte es ganz einfach sein, den passenden Pfeil für unsere Disziplin auszusuchen.

 

Aber auch hier gehen die Meinungen auseinander. Daher sollten wir die verschiedenen Begriffe kurz anschauen.

Geschwindigkeit
Für viele 3D Schützen ist das der vermeintliche Schlüssel zum Glück. Was aber oft dabei vergessen wird, ist der Unterschied der Abschussgeschwindigkeit und der anhaltenden Geschwindigkeit des Pfeils. Die Abschussgeschwindigkeit kann gemessen werden mit dem Schuss durch den Chronometer.Wenn man mit Visierprogrammen wie z.B. Archers Advantage arbeitet sieht man ganz deulich wie sich diese beiden Geschwindigkeiten unterscheiden.
Ich würde mich in erster Linie beim Pfeiltuning für eine optimale Gruppierung und sauberen Pfeilflug entgegen der Geschwindigkeit entscheiden. Wer im 3D nicht gut schätzen kann, wird das Turnier auch mit 300 fps nicht gewinnen.

Spitzengewicht
Ein sehr leichter Pfeil, mit sehr leichter Spitze, der durch den Chronographen geschossen, 300 fps
erreicht , wird aber über ca, 43 m unverhältnismässig in der Flugbahn abfallen, was bei längeren Distanzen zwischen 40m und 50m im 3D Schiessen sehr unvorteilhaft ist.
Mit schwerer Spitze würde der Pfeil eine geradere, gleichmässigere Flugbahn einhalten und
wäre im Wind oder im Regen nicht so anfällig.

Federgrösse
Es gibt eine einfache Regel:“ je grösser das Spitzengewicht, desto kleiner kann die Feder gewählt werden“, um den Pfeil zu stabilisieren.
Auch hier wird klar, dass ein Pfeil mit zu geringem Spitzengewicht, durch die Notwendigkeit einer
grösseren Feder wieder alle Vorteile der vermeintlich höheren Geschwindigkeit, durch das Gewicht der Feder und die, durch die Grösse der Feder verursachte Windanfälligkeit, wieder mehr als verliert. Im Gegenteil bringt es sogar Nachteile mit sich.

Federmaterial
Wir unterscheiden zwischen Federn aus Kunststoff oder echten Federn. Die echten Federn
werden vorzugsweise von traditionellen Schützen verwendet, da sie oft über das den „ Shelf“
schiessen, also ohne Pfeilauflage und Button, und somit bei jedem Schuss am Bogenfenster
streifen. Die Naturfeder legt sich dabei eher etwas an und verursacht dadurch nicht so einen
grossen Seitenimpuls wie eine Kunststofffeder es tun würde.
Beim Compound,- und Recurvebogen werden echte Federn so gut als nur bei Indoorturnieren
verwendet, um den Einfluss eines eventuellen Streifens an den Kabeln zu minimieren.
Im Regen sind echte Federn ein grosses Problem, da sie das Wasser aufnehmen und dadurch Ihr Gewicht, und dadurch den Pfeilflug stark verändern.

Anordnung der Federn
Normalerweise werden 3 Federn , parallel zum Pfeilschaft angebracht, aber es gibt auch die Möglichkeit die Schäfte mit ca. 3° schräg gestellten Federn zu befiedern.
Das hat meistens den Vorteil einer besseren Gruppierung da der Drall des Pfeils noch verstärkt,
wird aber auch den Nachteil, dass man sie ständig bei guten Gruppierungen durch die eigenen Federn schiesst, und man nach jedem guten Training viele Pfeile neu befiedern muss.

Schaftdurchmesser
Ein grosser Schaftdurchmesser wurde früher vor allem bei Indoor Turnieren verwendet.
Heute sieht man aber auch viele , die dicke Schafte vor allem in 3D Turnieren verwenden.
Durch die Windanfälligkeit des grösseren Schaftdurchmesser würde ich da aber zwischen
den einzelnen Disziplinen unterscheiden. Beim WA 3D werden Entfernungen von max. 45m geschossen, bei der IFAA bis max. 55 Meter. Diese Differenz muss sicher zur Entscheidung der Pfeildicke vom Schützen beachtet werden.
Bei Feldbogenturniern der WA bis 60 Meter und der IFAA bis ca. 73 Meter ist ein dünner Schaft sicher vorteilhafter.
Auch bei der Fita im Freien wird vorzugsweise ein dünner Pfeil geschossen der nicht stark von Wind und Wetter beeinflusst wird.
Da wir nun wissen welche Qualitäten unser Pfeil für welche Disziplin haben soll und welche Komponenten wir verwenden möchten kommen wir zu einem der wichtigsten Merkmale unseres Pfeils, dem Spinewert.
Die Biegesteifigkeit unserer Pfeile wird in Spine ausgedrückt. Bei den meisten Herstellern von Pfeilschäften werden deshalb Zahlen verwendet um den Spine anzuzeigen. Je grösser die Zahl,
desto weicher der Pfeil.
Bei der Herstellung von manchen Aluminiumschäften wird der Spine durch die Eloxierung verändert und bei Carbonschäften durch die Dicke der Rohrwandung. Der Aussendurchmesser bleibt dann meistens gleich. Daher gilt bei gleicher Schaftlänge, je steifer der Schaft, desto schwerer ist er.
Die veschiedenen Spinewerte werden benötigt um den Pfeil bei verschiedenen Auszugslängen und bei verschiedenen Zuggewichten, optimal nach vorne zu bewegen und einen optimalen Pfeilflug zu erreichen.
Um den passenden Spinewert für unseren Bogen zu finden verwenden wir erst einmal sogenannte Spinewerttabellen des Schaftherstellers. Diese unterscheiden zwischen Bogenarten, Compound und Recurve , und verschiedenen Lösearten, Release oder Finger und das Spitzengewicht das wir bevorzugen.
Die Hauptfaktoren zur Bestimmung des passenden Spine sind dann Auszugslänge und Zuggewicht.

Wenn wir den optimalen Spine für unseren Compoundbogen gefunden haben, die Feder und Spitzen ausgesucht haben, müssen wir die Länge unseres zukünftigen Pfeiles definieren.
Um eine optimale Sicherheit zu gewährleisten, sollte ein Pfeil immer ca. 1 Zoll , bei Vollauszug unsres Bogens, vor dem Bogengriff enden. Damit ist es immer möglich den Pfeil der von der Auflage gefallen ist, wieder sicher und ohne Verletzung wieder auf die Auflage zu legen.
Die meisten Verletzungen die wir alle aus dem Internet kennen entstehen dadurch dass die Pfeile zu kurz geschnitten werden und beim Herunterfallen durch die eigene Bogenhand geschossen werden oder durch einen aus Gewichtsgründen zu weich gewählten Spine, auf der Auflage abbrechen und dann in der Hand stecken.

Beim Pfeiltuning gibt es einen wichtigen Merksatz. Wir finden den passendsten Spine und definieren das Spitzengewicht und die Befiederung, und bauen unseren Pfeil zusammen. Von da an wird der Bogen auf den Pfeil angepasst und nicht der Pfeil auf den Bogen. Dieses Wissen ist wichtig da der Spine nur noch gering mit Spitzengewicht oder Ablängen des Pfeiles verändert werden kann.
Das heisst wenn ein Schaft gekürzt wird , wird der Spine härter und wenn das Spitzengewicht erhöht wird , wird der Spine weicher. Weitere Anpassungen können dann nur noch z.B. über das Zuggewicht des Bogens verändert werden.

Ein Test zum Tuning meines Pfeiles ist zB. der Papiertest. Ein befiederter Pfeil wird auf ca. 2 Meter durch ein Papier geschossen, ich verwende Fax Thermopapier, und dann wird sofort sichtbar
welche Bewegungen mein Pfeil macht. Um ein optimales Bild, ein sogenanntes Sternchen im Papier zu erhalten muss meistens die Stellung der Pfeilauflage oder die Nockpunkthöhe angepasst werden.
Auch die Stange des Kabelgleiters kann ein Punkt sein warum die Feder meines Pfeiles im Bogenfenster anschlägt.
Fälschlicher Weise kursieren im Internet Meinungen, dass man einen unbefiederten Pfeil durch das Papier schiessen sollte. Was bitte sollte mir ein solcher Test zeigen? Da ich den Pfeil nachher am Turnier auch befiedert schiesse, sehe ich beim richtigen Papiertest ob der Pfeil mit Federn sauber und ohne Streifen aus dem Bogen geht. Diese Personen haben wohl den Rohschafttest mit dem Papiertest vermischt.
Der Papiertest gibt dem Schützen ein gutes Gefühl wenn er ein sauberes Loch ergibt, wird aber durch alle anderen Tuningarten die nach dem Papiertest vorgenommen werden, wahrscheinlich wieder verändert. Somit kann man Ihn machen oder auch nicht. Ein sauberer Papiertest vereinfacht auf jeden Fall den darauf folgenden Rohschafttest.

Beim Rohschafttest schiesst man meistens auf 18 m mehrere befiederten Pfeile in eine Gruppe.
Daraufhin schiesst man einen unbefiederten Pfeil und versucht diesen so gut wie möglich, durch Veränderungen am Bogen, in diese Gruppe hineinzubekommen. Dadurch wird natürlich die Stellung der Pfeilauflage oder der Nockpunkt noch einmal geändert, was zur Folge hat, dass die Einstellung für den vorherigen Papiertest nun wahrscheinlich nicht mehr stimmt.

Ein weiterer Test ist das Einschiessen des dynamischen Centershots.
Man tritt 3 Meter vor die Zielauflage , am besten nimmt man einen 3 er Fita Spot verstellt solange das Visier bis der Pfeil genau in die Compoundzehn ohne Ringberührung passt.
Mit der selben Visiereinstellung geht man nun auf 18 Meter und schiesst einen Pfeil, der im besten Fall dann in der selben senkrechten Linie stecken sollte, wie der erste. Ist das nicht der Fall, arbeitet man auf der langen Distanz mit der Pfeilauflage um den Pfeil in die selbe Achse zu bekommen.
Dann wieder auf 3 Meter mit dem Visier arbeiten , usw. bis mein Schiesstil, das heist meistens der Druckpunkt der Bogenhand, zum Pfeil passt.

Als nächsten Test schiesse ich dann auf 18 m Gruppierungen um die Verzeihlichkeit meines Tuning zu testen. Eine Gruppe zu schiessen, nur mit optimaln Schüssen ist keine grosse Hürde. Eine saubere Gruppe zu bekommen, auch wenn mal ein „ nicht so optimaler „ Schuss dabei war, spricht aber
für einen verzeihlich eingestellten Bogen. Ich denke für die meisten von uns , mich nicht ausgenommen, ist die verzeihliche Einstellung das erfolgreichste Tuning, da wir mit unseren Trainingsmöglichkeiten nicht nur optimale Schüsse machen.

Ich hoffe , dass ich euch ein paar Tips und Anregungen geben konnte um den optimalen Pfeil für euch zu finden.

Euer Axel Roth

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